Frau Dr. Ute Wartenberg, American Numismatic Society, New York: Thema: „Die frühen Münzprägungen der Lyder“. 

Am 20.Mai 2014 kam der BNG eine ganz besondere Ehre zu. Frau Dr. Ute Wartenberg-Kagan, Direktorin der American Numismatic Society (ANS) aus New York referierte über die frühe Münzprägung der Lyder. Die gebürtige Saarbrückenerin beschäftigte sich themeneinführend zunächst mit der Datierung der lydischen Elektronprägungen. Aufgrund von Ausgrabungen und Funden umfaßt der chronologische Rahmen dieser Prägungen den Zeitraum von der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. Die Lyder gelten daher als die „Erfinder“ von in Metall geprägten Zahlungsmitteln. Das Herrschaftsgebiet der Lyder entsprach dem Westen der heutigen Türkei mit einem Kernland um Sardis – entsprechend ist die Verteilung der Funde von lydischen Münzen. Die Münztypen der frühen Prägungen sind vielfältig, wobei drei verschiedene Münzinschriften, deren Zuordnung sich sehr schwierig gestaltet, zu unterscheiden sind. Auch auf den Phanes-Stater wurde eingegangen, dessen Interpretation sehr vorsichtig anzugehen ist. Aufgrund der Tatsache, dass Elektron als natürliche Verbindung von Gold und Silber sehr selten vorkommt, dass in Sardis Reste von Schmelzöfen gefunden wurden, ist davon auszugehen, dass die Lyder über die Fähigkeit verfügten, Metalllegierungen herzustellen. Die Gewichte der Münzen sind sehr präzise, die verwendeten Stempel sind nicht auf bestimmte Nominale begrenzt. Man kann also nicht von einer primitiven Prägung der lydischen Münzen reden. Die Forschungen zu lydischen Münzen haben sehr viele Fragen aufgeworfen, die mit heutigem Kenntnisstand nicht befriedigend beantwortet werden können. Fragen, ob der Wert lydischer Münzen staatlich garantiert war oder warum man zur Prägung ausgerechnet Elektron verwendete, müssen zunächst offen bleiben. Ein hoch interessanter Vortrag!

 

Am 08. April referierte unser Vorstandsmitglied Dr. Hans-Christoph von Mosch sehr humorvoll, kurzweilig und brillant über „Augustus, Goethe und die Kuh des Myron. Zur Bedeutung von Kühen und Kälbern in der römischen Staatskunst„. Im Jahr 1812 verfasste Goethe einen Aufsatz über die in zahlreichen antiken Schriftquellen gefeierte Kuh des Myron. Er glaubte, das Meisterwerk in der frühhellenistischen Münzprägung von Dyrrhachion wiedergefunden zu haben. Dort wird eine Kuh dargestellt, die ein Kalb säugt. Heutige Numismatiker glauben, das verlorene Bronzewerk des Athener Bildhauers Myron habe das Vorbild für eine prächtig gestaltete Kuh auf Aurei des Augustus gegeben, die im Jahr 27 v. Chr. geprägt wurden und aktuell zu den teuersten antiken Münzen überhaupt zählen. Unabhängig von der nicht mehr beweisbaren Frage nach dem Vorbild dieser Münzmotive, ergab ein Überblick über die Bedeutung von Kühen und Kälbern in der römischen Mythologie und Staatskunst, dass das Motiv als Zeichen für Eroberungen und die Vorherrschaft im „Rinderland“ Italia verstanden wurde. Insbesondere im Rückblick auf innerrömische Konflikte wurde das Kuhmotiv als verstecktes Siegeszeichen und prodigium imperii von Augustus und den Flaviern auf ihren Münzen abgebildet

Am 18. März 2014 setzte das BNG-Mitglied Dr. Florian Haymann aus Dresden die Vortragsreihe mit Themen aus der Antike fort. Mit seinem Vortrag „Die Münzprägung des Marcus Antonius im Jahr 41“ zeigte er die Möglichkeit, die Stempelstellung als Kriterium für die Interpretation von Münzen der römischen Republik zu nutzen.

Bereits mehrfach konnte anhand der Stempelstellung nachgewiesen werden, dass einige republikanische Münztypen nicht dort geprägt worden sein konnten, wo viele Forscher es vermutet hatten. Besonders fruchtbar ist dabei der Blick auf die Stempelstellung bei den imperatorischen Prägungen aus der Zeit des 2. Triumvirats, deren Lokalisierung kontrovers beurteilt wird. Anhand von Forschungen zu den umfangreichen Münzserien RRC 516 und 517, die Einblick geben in die Verwicklungen des Perusinischen Krieges und das Wirken Marc Antons in Kleinasien, kam der Referent zu dem Ergebnis, dass RRC 517 in zwei verschiedenen, östlich (Ephesos) und westlich gelegenen Prägestätten entstand. Aufgrund der Bildanalyse dieser Prägungen sind auch zwei verschiedene Verwendungszwecke dieser Münzen anzunehmen und schließlich ist Marc Anton als loyaler Vertragspartner des Octavian anzusehen.

Am 18. Februar war zunächst die Generalversammlung der BNG zu bewältigen. Nach erfolgtem Jahresbericht des Vorstandes, Darstellung der Finanz- und Vermögenslage und Bericht der Kassenprüfer, erfolgte die Entlastung des Vorstandes. Die in 2014 anstehende Neuwahl des Vorstandes erging sich in der Wiederwahl des alten Vorstandes in seiner grundlegenden personellen Zusammensetzung. Die Zahl der Beisitzer verringerte sich, indem ältere Beisitzer ihr Amt niederlegten und Jüngere sich zur Wahl stellten. Prof. Dr. Kellner wurde zum Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft gewählt. 

Anschließend referierte das alte und neue Vorstandsmitglied Herr Konstantin Olbrich zum Thema „Die Zeichen des Phanes: archaische Münzprägung Kleinasiens“.

Bei den Phanes-Stateren handelt es sich um sehr seltene Elektron-Statere des 6. Jahrhunderts v.Chr., die einen äsenden Hirsch und die frühesten Schriftzeichen in Altgriechisch (Ich bin das Zeichen des Phanes) aufweisen. Über den Namen Phanes wurde in der Vergangenheit viel spekuliert und theoretisiert. Verbirgt sich hinter Phanes ein Tyrann, ein Beamter einer prägenden Stadt, ein Bankier, ein Söldnerführer oder ein Verwalter eines Tempelschatzes? Schließlich wurde auch vermutet, dass mit Phanes die aus dem Ur-Ei entsprungene Gottheit der Theogonie des Orphizismus gemeint sein könnte. Herr Olbrich greift diesen Gedanken auf und entwickelt ihn unter Einbeziehung der Darstellung des Hirschen auf der Münze und mit Rückgriffen auf die griechische und römische Mythologie dergestalt weiter, dass er hinter Phanes keine Person, sondern einen Gott sieht, der durch den Hirsch symbolisiert wird. Diese These hatte eine rege Diskussion zu Folge, die auch während des sich anschließenden Umtrunks immer wieder aufflammte.

 

Dr. Matthias Ohm, Münzkabinett Stuttgart: „Am Ende des Spanischen Erbfolgekrieges – Medaillen auf die Friedenschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden (1713 / 1714)“

Aus Anlass des Endes des Spanischen Erbfolgekrieges vor dreihundert Jahren sprach am 21. Januar 2014 Herr Dr. Matthias Ohm, Kurator des Stuttgarter Münzkabinetts, über die aufgrund der Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden (1713/1714) entstandenen Medaillen. Zunächst gab Dr. Ohm eine Einführung in die Historie. Er schilderte die Gründe, die zum Spanischen Erbfolgekrieg führten und den Verlauf des Krieges, der durch österreichische Besetzung auch erhebliche Auswirkungen auf Bayern besaß. Die Darstellung der Wandlungen im Bündnissystem durch den Tod des römisch-deutschen Kaisers und die daraufhin geschlossenen Separatfrieden zwischen den  Kriegsparteien schlossen die Einführung ab. Der zweite Teil des Vortrages gehörte der Vorstellung der Medaillen, die auf die Friedensschlüsse von Utrecht, Rastatt und Baden geprägt wurden. Insgesamt wurden 26 dieser teilweise herrlichen Barockmedaillen gezeigt. Im letzten Teil des Vortrages interpretierte der Referent die auf den Medaillen dargestellten Friedensbilder, deren barocke Inhalte und Symbole, wie Vergleiche mit einem Werk von P. Picasso zeigten, durchaus noch Auswirkungen auf die Kunst des 20. Jahrhunderts besitzen. Ein interessanter und kurzweiliger Vortrag

Weihnachtsfeier mit Kurzvortrag: U. Wilkens, München: Friedrich Wilhelm, Herzog zu Braunschweig besteigt 1813 den Thron. Numismatische Revue zu Braunschweiger Münzen dieser Zeit“  nnnnnnnnn

Herr Udo Willkens, Schriftführer der Gesellschaft, berichtete am 17.12.2013 im Rahmen einer kleinen historischen und numismatischen Revue über die Thronbesteigung des Herzogs Friedrich Wilhelm in Braunschweig im Jahre 1813. Er schilderte zunächst die historischen Ereignisse, die in den Jahren 1806 und 1807 zur Auflösung des Herzogtums Braunschweig und zu dessen Aufgehen in das Königreich Westfalen führten. Es folgte eine kurze Schilderung der Historie des Königreiches einschließlich seiner bis 1813 geprägten Münzen in französischer und deutscher Währung. Auch die Schilderung der militärischen und politischen Aktivitäten des Herzogs Friedrich Wilhelm gegen Napoléon kamen nicht zu kurz. Sie gipfelten in der Gründung einer 1.500 Mann starken Truppe, die er 1809 ausgehend von Oels quer durch das napoléonisch besetzte Deutschland bis an die Weser führte, um von dort über Helgoland das sichere Großbritannien zu erreichen. Bis zur Völkerschlacht bei Leipzig wurde die Truppe unter britischem Befehl als „Kings German Legion“ auf der iberischen Halbinsel eingesetzt. Britische und braunschweigische Ehrenzeichen aus dieser Zeit wurden vorgestellt. Infolge des Sieges über Napoléon bei Leipzig konnte der Herzog im Dezember 1813 seinen Thron in Braunschweig wieder besteigen. Die in seinem Namen in Braunschweig geprägten Münzen wurden vorgestellt und erläutert. Eine lange Zeit der Regierung war dem Herzog schließlich nicht beschieden. Er fand seinen Tod einen Tag vor der Schlacht von Waterloo in einem kleineren Gefecht bei Quatrebras im Juni 1815. Die Vorstellung der braunschweigischen Waterloo-Medaille, der zeitgenössischen Medaillen und der Zentenarmedaillen auf seinen Tod bildeten den Abschluß des Vortrages. Im Anschluß wurden zahlreiche, vom Münchener Münzhandel gestiftete Preise im Rahmen der traditionellen Weihnachtstombola verlost. Der Abend endete mit interessanten Gesprächen und einem kleinen Umtrunk.

Herr Dr. Sebastian Steinbach, Numismatiker und Mitarbeiter der Firma Künker in Osnabrück, hielt am 19. November 2013 einen außergewöhnlichen Vortrag über das Thema “ CVM DEO OPTINVIT SPALI – Ein religiös motivierter Familienkonflikt und die westgotische Münzprägung unter König Leovigild (569-586)“. Während der Regierungszeit des Königs Leovigild fand eines der bedeutendsten Ereignisse der westgotischen Münzprägung, wenn nicht des völkerwanderungszeitlichen Geldwesens überhaupt, statt: die endgültige Loslösung von der anonymen Prägung nach antikem Vorbild zugunsten eines in Münzbild und Umschrift personalisierten Münzwesens im Namen und mit dem Bild des jeweiligen Barbarenherrschers. Der Vortragende skizzierte anschaulich die historischen Hintergründe des sogenannten „Hermenegild-Aufstandes“ von 579 bis 585, die zu der eigenständigen Münzprägung auf der iberischen Halbinsel geführt haben und gab daüber hinaus eine beeindruckende Einführung in die westgotische Münzprägung des 6. und 7. Jahrhunderts im Allgemeinen. Dabei zog er auch Vergleiche zu den gleichzeitigen Prägungen anderer barbarischer Gentes wie Franken und Ostgoten und gab einen Einblick in die kulturellen, wirtschaftlichen und herrschaftlichen Hintergründe der westgotischen Gesellschaft am Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter. Ein durch herausragendes Spezialwissen glänzender Vortrag, der anschließend mit einem kleinen, von der Firma Künker in München gesponserten Imbiß und Umtrunk gefeiert wurde.

Die diesjährige Exkursion führte über dreißig Mitglieder der BNG und der Münchener Münzfreunde am 19. Oktober 2013 zur Burg Dollnstein und nach Eichstätt. Nach Ankunft aus München wurden die Teilnehmer vom zweiten Bürgermeister Herrn W. Rathmacher herzlich begrüßt. Die anschließende Besichtigung der Burg Dollnstein und des umfangreichen Münzschatzes (ca. 4000 Silbermünzen, meist Händleinheller) erfolgte unter Führung von Frau Dr. Hornung und Herrn Margraf vom Verein der Burgfreunde.

Bei einem reichlichen und vorzüglichen Mittagessen im Gasthaus Trompete konnten neue Kräfte für die Besichtigung des Diözesanmuseums einschließlich seltener Eichstätter Münzen gesammelt werden. Nach einer Führung durch den Eichstätter Dom und die Residenz wurde die Rückfahrt nach München angetreten. Unserem Mitglied vor Ort, Herrn Schönwetter und dessen Unterstützer Herrn Friedl sei an dieser Stelle recht herzlich für die gute Organisation gedankt. Die Teilnehmer urteilten einhellig: ein gelungener und informativer Ausflug

Der Abend des 15. Oktobers 2013 führte thematisch zurück zu Kindheitsträumen. Herr Robert Eberlein, Leiter der numismatischen Abteilung der Fa. Degussa, sprach über den Schatz der spanischen Silberflotte und über die Spuren des 1622 versunkenen Silberschiffes Antocha. Nach der Entdeckung des amerikanischen Kontinents, der Landnahme durch spanische Konquistadoren und der Gründung zahlreicher Städte, mußte die wichtigste Entdeckung der Spanier in der Neuen Welt, nämlich die riesigen Gold-, Silber- und Edelsteinvorkommen in das Mutterland verschifft werden. Dazu brach alljährlich im Frühjahr eine Flotte von Spanien nach Amerika auf, um nach dortiger Ankunft in festgelegten Häfen die Edelmetalle und Pretiosen zu übernehmen. Die Rückreise erfolgte zumeist über Kuba und möglichst vor Juli, um den Stürmen der Karibik zuvorzukommen. So auch im Jahre 1622. Die Silberflotte stach in Spanien ab dem 23. März in See, erreichte im Mai die Karibik, nahm über zwei Monate die gewichtige Ladung auf, um dann im Juli nach Habanna und Cartagena zu segeln. Am 04.September des Jahres trat man verspätet die Rückreise nach Spanien an. Die Antocha, für die damalige Zeit ein sicherer Luxusliner mit 82 Soldaten und 20 Kanonen an Bord, fuhr als letztes Schiff der Flotte und geriet mit vier anderen Schiffen in einen schweren Sturm, der die Schiffe auf die Klippen vor der Küste Floridas warf. Dabei ertranken 265 Personen. Versuche zur Bergung der Ladung scheiterten immer wieder. Ein Amerikaner namens Mel Fisher konnte 1985 schließlich das Wrack orten und  901 Barren und 255.000 Münzen im Gesamtgewicht von ca. 25 t bergen. Einer dieser 33,1 kg schweren Silberbarren konnte von der Firma Degussa erworben werden. Die darauf befindlichen Punzierungen und Markierungen wurden abschließend erläutert. Ein spannender Vortrag, der die Numismatik nicht direkt betraf, aber die Voraussetzungen schilderte, um aus den ungeheuren Edelmetallmengen Mittel- und Südamerikas in Spanien von heutigen Sammlern geschätzte Münzen zu prägen.