Herr Prof. Dr. Andreas Urs Sommer, Heidelberg und Freiburg i.B., berichtete am 18. September 2012 über die „Geschichte und Münzen des Kaiserreichs Trapezunt 1204 -1461“. Der Referent beleuchtet die Münzpägungen der an der türkischen Schwarzmeerküste liegenden und heute Trabzon heißenden Stadt in drei Epochen, der Frühzeit, der mittleren Zeit und der Spätzeit vor dem historischen Kontext, dass 1204 Byzanz einem Kreuzfahrerheer unter Führung Venedigs unterliegt, dadurch bedingt Exilgriechen aus Byzanz als Herrscher nach Trapezunt gehen und ihre dortige Herrschaft trotz der Wiedererrichtung des Byzantinischen Reiches im Jahre 1261 sichern können. Grundsätzlich folgte die Münzprägung in Trapezunt dem byzantinischen Vorbild inform von Schüsselmünzen. Der Hauptmünztyp ist jedoch bis Ende des 13. Jahrhunderts im flachen Asper mit ca. drei Gramm Gewicht zu sehen. Seine stereotype Ausprägung zeigt auf dem Avers den Hl. Eusebius und auf dem Revers den frontal stehenden Großcomnenus. Wie in der Münzgeschichte häufig zu beobachten, tritt im Laufe der Zeit eine Verwilderung der Prägung und ein erheblicher Gewichtsverlust (1461 nur noch ca. 0,3 Gramm) auf. Goldprägungen existieren nicht – bei den z.T. seltenen Bronzeprägungen ist eine größerer Typenvielfalt anzutreffen. Die Zuweisung von Münzen aus Schatzfunden in die Frühzeit Trapezunts ist mitunter problematisch. Eine erste Silbermünze kann Andronicus I. Gidon (1222 – 1235) zugewiesen werden. Die Zuweisung von gefundenen Münzen an spätere Herrscher Trapezunts ist aufgrund ihrer mechanischen Bearbeitungen mitunter problembehaftet. In der mittleren Zeit ist Manuel I. als erster Prägeherr gesichert. Es erfolgt ein moderater und langsamer Übergang der Münztypen. So ist die manus dei auf der Kaiserseite zu finden, und es wird von der stehenden auf die berittende Darstellung der Figuren übergegangen. Die Spätzeit Trapezunts ist von den durch die dramatischen politischen Veränderungen bedingten Wirren im Mittelmeerraum bestimmt. Obwohl anfangs durchaus noch stabil, gerät Trapezunt zunehmend in die konträren Einflußsphären des Osmanischen Reiches und Venedigs. Mit der Eroberung durch die Osmanen endet Trapezunt und seine numismatische Geschichte, die literarisch bisher wenig Niederschlag fand und zuletzt im Jahre 1911 aufgearbeitet wurde.

Der Sitzungsabend des 17.Juli 2012 hatte wieder die Antike zum Thema. Herr Prof. Dr. Wolfgang Kuhoff, Augsburg, sprach über das Thema „Zwischen Großmachtstellung und Krisenbewältigung – Aspekte der Münzpolitik des Kaisers Marcus Aurelius“ vor gut besuchtem Saal.

Der knapp zweistündige Vortrag begann mit der Schilderung der rund 33jährigen Herrschaft des Vorgängers Antoninus Pius, unter der das Imperium Romanum den Zenith seiner Macht erreichte. Es herrschte weitgehend Friede, sieht man von zwei kleineren Gebietserweiterungen und einigen lokal begrenzten Unruhen einmal ab. Bei seinem Tode im Jahre 161 stand sein Adoptivsohn Marcus Aurelius bereits seit 20 Jahren als Nachfolger fest. Er hatte ausreichend Zeit, sich auf die Regierungsgeschäfte vorzubereiten. Die Thronfolge wurde auf zahlreichen Münztypen dokumentiert. Auch seine Heirat mit Faustina wurde ausgiebig auf Münzen propagiert. Die Ernennung seines Adoptivbruders Lucius Verus zum gleichberechtigten Mitkaiser findet nicht nur in der statualen Darstellung ihren propagandistischen Niederschlag. Zahlreiche Münztypen propagieren die Doppelspitze des Imperiums durch die Darstellung sich die Hände reichender Augusti. Auch die Hochzeit des kaiserlichen Mitregenten mit Lucilla fand auf Münzen ihre Darstellung. Die friedliche Zeit seines Vorgängers konnte Marcus Aurelius jedoch nicht fortsetzen. Eine Lawine äußerer Bedrohungen brach sich Bahn, die mit den Parthern im Osten einsetzte und von den Vorstößen einer Koalition germanischer und nichtgermanischer Völkerstämme an der mittleren und unteren Donau fortgesetzt wurde. Gemeinhin werden diese Auseinandersetzungen mit dem Begriff „Markomannenkriege“ verbunden. In der Münzprägung des Marcus Aurelius und seines Mitregenten fanden diese z.T. verlustreichen Auseinandersetzungen ihren gebührenden Niederschlag. Nach dem Tod von Lucius Verus Anfang 169 wurden auch auf dieses Ereignis zahlreiche Münzen geschlagen, die den Toten zum Divus Verus erhoben. Mit der Darstellung ziviler Ereignisse auf Münzen wurde schließlich das auf eine Person geschrumpfte Kaisertum propagiert. Der Tod des Marcus Aurelius im März 180 findet natürlich auch seinen posthumen Niederschlag auf Münzen. Zur Münzprägung des Marcus Aurelius, deren Typen fast alle datierbar sind, läßt sich feststellen: die Beschwörung des dauerhaften Bestandes des Römerreiches trat in eine Wechselbeziehung zur Darstellung aktueller Vorgänge als dessen konkrete Ausformung.

Der Abend des 19. Juni 2012 stand ganz im Zeichen des Preußenkönigs Friedrich II. Der 300. Geburtstag dieses großen Herrschers veranlasste Prof. Dr. Bernd Kluge, Direktor Staatliche Museen Berlin – Münzkabinett – nach München zu kommen und über das Thema „Ein König und sein Geld. Friedrich II. der Große von Preußen (1740 -1786)“ zu referieren.

Der Vortrag berichtete von den unterschiedlichen Abschnitten im Leben des Königs, die den Bogen von der spannungsgeladenen Kindheit und Jugend, über seine aus welchem Grund auch immer nicht gerade glückliche Ehe mit Elisabeth von Braunschweig-Bevern, über seine Kriege, die er gegen seine eigene Kaiserin führte und von denen der letzte ihn fast in den Abgrund stürzte bis hin zum letzten Lebensabschnitt, den er der Beseitigung der Folgen des siebenjährigen Krieges und dem Wohle seines Staates widmete. Neben seinem Interesse für die schönen Künste und die Philosophie widmete Friedrich dem Münzwesen viel Zeit. So konnte er durch geeignete Schritte seine Kriege finanzieren aber auch das Münzwesen reformieren und wieder guthaltiges Geld als Grundlage von Vertrauen für Handel und Wandel erneut einführen. Er starb als einziger Monarch Europas, der keine Schulden sondern einen gut gefüllten Staatsschatz hinterließ. Der brillante und kurzweilige Vortrag enthielt z.T. humorvolle Anekdoten über den „alten Fritz“ , schilderte die Beziehungen Friedrichs zu Bayern („Kartoffelkrieg“) und zeigte preußische Münzen unterschiedlicher Münzstätten und Wertstufen aus der Regierungszeit des großen Preußenkönigs.

Der Abend des 15. Mai 2012 stand wieder einem Thema aus der Antike zur Verfügung. Frau Dr. Hertha Schwarz, München, referierte zum Thema „Damastion in Illyrien“. Unter den münzprägenden Städten des 5. und 4. Jahrhunderts ist Damastion in Illyrien die große Unbekannte, da trotz ihrer umfangreichen Prägung zwischen 400 und 325 v. Chr. und ihrer Erwähnung in Strabons Geographie es bis heute nicht gelungen ist, den Ort zu lokalisieren. Das Standardwerk von John May über Münzen Damastions erschien im Jahre 1939. Aber auch dieser Autor interpretierte den antiken Geographen nicht im Zusammenhang. Aufgrund des Verlaufs historischer Ereignisse in der fraglichen Zeit, aufgrund einer ganzheitlichen Interpretation von Strabons Angaben und der Verwertung anderer antiker Quellen, kam Frau Dr. Hertha Schwarz schließlich zu dem Schluß, dass es sich bei dem antiken Lissos um Damastion handeln muss. Sicherlich wird diese These noch zu mancher Diskussion einladen

hier noch eine genauere Zusammenfassung dieses Vortrages:

Am 15. Mai 2012 referierte Frau Dr. Hertha Schwarz, München, über Damastion in Illyrien, das uns lange als die große Unbekannte unter den münzprägenden Städten des 5. und 4. Jh. v. Chr. erschien. Der Ort, für den die moderne Forschung an die 30 verschiedene Lokalisierungsvorschläge kennt, war, wie gezeigt werden konnte, keine illyrische Siedlung, sondern eine von Aigineten und Mendäern nach 431 v. Chr., spätestens jedoch 423 v. Chr. in Illyrien in der Nähe von Silberminen gegründete griechische Stadt. Diese lag auch nicht im Inneren des Balkanraumes, wie die meisten Forscher vermuteten, sondern direkt an der Küste in der Gegend von Lissos, dem heutigen Lezha in Nordalbanien, in dessen unmittelbarer Umgebung reiche Kupfer- und Erzlager vorhanden sind, aus denen auch Silber gewonnen wird. Einiges deutet sogar darauf hin, daß Damastion an der Stelle des antiken Lissos lag bzw. mit diesem identisch ist.
Die Lokalisierung Damastions an der illyrischen Küste sowie seine eindeutige Identifikation als griechische Gründung bleibt nicht ohne Auswirkung auf Datierung der umfangreichen Prägung der Stadt, die auf dem von J.M.F. May 1939 vorgelegten Corpus beruht. Der Beginn der Prägung dürfte wegen des Gründungsdatums nicht erst um 400/395 v. Chr. anzusetzen sein, wie es May vorschlägt, sondern wohl schon auf die Zeit um 430/425 v. Chr. Offen bleiben muß gegenwärtig aber noch, wie lange die Prägetätigkeit andauerte, denn Damastion dürfte als griechische Siedlung nicht von langer Dauer gewesen sein, da 404 v. Chr. die Insel Aigina wieder an ihre ursprünglichen Bewohner zurückgeben worden ist. Der Umfang der damastinischen Prägung macht aber deutlich, daß sie wohl weit über diesen Zeitpunkt angedauert haben muß. Allerdings erwecken bestimmte Merkmale eines Großteils der Damastion zugeschriebenen Münzen den Eindruck, keine griechische Prägung zu sein, sondern eher eine Barbarisierung von ursprünglich griechischen Münzen. Unter diesen Münzen sticht eine Tetradrachme heraus, deren Apollon-Bild auf der Vorderseite sich 1:1 auf einer Tetradrachme des paionischen Königs Patraos (ca. 335-315 v. Chr.) wiederfindet. Während die Untersuchungen zur Problematik der Datierung der Prägung und dem Verhältnis Paionien – Damastion noch andauern, läßt sich zu dieser Parallelität bereits jetzt sagen, daß sie den Einsatz von Punzen bei der Herstellung von Stempeln belegt, denn identisch ist nur das Apollon-Bild auf beiden Münzen, nicht aber der Perlkranz, womit es sich nicht um den gleichen Stempel handeln kann.

Näheres hierzu: H. Schwarz, Ein Beleg für den Einsatz von Punzen in der griechischen Münzprägung, Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 62, 2012 (in Vorbereitung).

Zu Damastion: H. Schwarz, Damastion in Illyrien I: Zur Lage und Geschichte einer griechischen Gründung im 5. Jh. v. Chr., Gephyra 7, 2010, 1-59.

Am 17. April 2012 berichtete das langjährige BNG-Mitglied und zweifacher Eligiuspreisträger, Herr Josef Hackl, München, über „Christoph von Wittelsbach, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, König von Dänemark, Schweden und Norwegen (1440-1448). Ein Sohn der Residenz Neumarkt/Oberpfalz.“ Er wurde am 26.02.1416 als Sohn des Pfalzgrafen zu Neumarkt Johann und dessen Gemahlin Katharina, einer Tochter des Herzogs von Pommern geboren. Frühzeitig als Fürst und Militär erzogen, zeichnete er sich bereits im Alter von 17 Jahren im Hussitenkrieg aus. Nach der Absetzung des dänischen Königs Erich VII. trat Christoph aufgrund verwandschaftlicher Beziehungen mütterlicherseits zunächst als Reichsverweser dessen Nachfolge im Jahre 1439 an. Am 09.04.1440 wurde er zum dänischen König gewählt. In den folgenden beiden Jahren wurde er auch zum König von Schweden und dann zum König von Norwegen gewählt. Kein wittelsbacher Fürst herrschte je über ein solch grosses Territorium wie Christoph. Er hatte jedoch stets mit Aufständen und wirtschaftlichen Miseren in seinen Herrschaftsgebieten zu kämpfen, auch wenn er der dänischen Bevölkerung deutsches Bier sehr nahe brachte. Seine im Jahr 1445 geschlossene Ehe mit Dorothea von Brandenburg blieb kinderlos. Seine Gemahlin sollte erst nach dem Tod von Christoph am 06.01.1448 mit dessen Nachfolger auf dem dänischen Thron fünf Kinder bekommen. Die skandinavische Union zerbrach nach Christophs Tod. Abschließend zeigte Herr Hackl noch einige Münzen, die im Namen Christophs in Dänemark (Schillinge) und Schweden (Örtug, Plural: Örtugar) geprägt wurden. Norwegische Prägungen existieren aus dieser Zeit nicht.

Am 20. März 2012 berichtete der Präsident der Sächsischen Numismatischen Gesellschaft, Herr Dr.Rolf Reimann, über das russische Münzsystem bis zur Münzreform des Zaren Peter I. Im vormongolischen Rus spielten bei Geld und Geldrechnung nur fremde Münzen und Naturalien (Pelzwerk) eine Rolle. Eigene Münzen werden inform von Slatniks und Srebreniks erst unter Wladimir I. im späten 10. Jahrhundert geprägt. In der sog. münzlosen Epoche ersetzen Silberbarren, sog. „Griwnas“ oder Stücke von ihnen den Münzumlauf. Ab 1370 werden sog. Dengas ausgegeben. Sie wurden auf plattgeschlagenen Stücken von Silberdraht geprägt. Aufgrund ihrer unregelmäßigen Form ist ihr Münzbild nie vollständig. Im Jahr 1534 führte schließlich die Mutter von Iwan IV. die Silberkopeke ein, die für ca. 100 Jahre unverändert im Umlauf blieb. Das dafür notwendige Silber lieferten sog. Jefimki, also in Westeuropa geprägte Taler. Sie bildeten auch in plattgeschlagener Form den Rohstoff der ersten Rubelprägungen aus der Münzreform des Alexej Michailowitsch in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Ihre Zahl blieb allerdings gering, da die Stempel schnell unbrauchbar wurden. Ihnen folgten die Jefimoks im Jahre 1655. Etwa 800.000 Exemplare von westeuropäischen Talern wurden einfach gegengestempelt und so für den innerrussischen Umlauf zugelassen. Erst die Münzreform unter Peter I. im Jahr 1700 brachte Russland moderne Gold- und Silbermünzen.

Am 28. Februar 2012 stellte Herr Dr. Hans Christoph von Mosch aus München, mit seinem Vortrag „Ein Stempelschneider auf Reisen. Die Antinoos-Medaillons des Hostilios Markellos und Hadrians Reise 131/32 n.Chr.“ eine interessante und diskussionswürdige Theorie auf. Nach Vorstellung der spektakulären Medaillonserie mit der einzigartigen Brustbüste des Antinoos mit Bezug auf Topographie und Isthmische Spiele, wurde ihre Prägung in Zusammenhang mit der Reise Hadrians 131/32 n. Chr. gesetzt. Der Kaiser verbrachte den Winter in Athen und besuchte wohl die erwähnten Spiele, die die Isthmer und Kaiseraier im November 131 gemeinsam in Corinth ausrichteten. Die Medaillons könnten während dieser Reise von Alexandria nach Athen durch ein dem Kaiser vorauseilendes Atelier in den von Hadrian besuchten Städten mit entsprechendem Reversbezug gefertigt worden sein. Nach Nikopolis verliert sich allerdings die mögliche Spur dieses Ateliers, um dann noch einmal unabhängig von der erwähnten Reise des Kaisers zwischen 134 und 138 in Rom aufzutauchen. Vielleicht finden sich bei zukünftigen Ausgrabungen oder Sammlungssichtungen noch weitere Mosaiksteine für eine Rekonstruktion der Reise des römischen Kaisers im Jahr 131/32.

Das neue Jahr begann in der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft am 17. Januar mit einem Vortrag über „Römische Münzen, Bleisiegel, Siegelkapseln – Verbindungen in Portraitkunst und Verwendung“. Herr Wolfram Tillack, begeisterter Sammler aus Hannover, der sich seit ca. zehn Jahren mit Randgebieten der römischen Numismatik beschäftigt, führte zunächst mit der Definition von Siegelkapseln, Bleiplomben und Bleisiegeln in das Thema ein, um dann an Hand von Beispielen die Ähnlichkeiten in der Portraitdarstellung zu Münzen des römischen Reiches zu erläutern. Er spannte dabei den Bogen von der späten römischen Republik bis zur frühbyzantinischen Zeit. Es konnten z.T. verblüffende Ähnlichkeiten und sogar Übereinstimmungen der Portraits auf Siegelkapseln, Bleiplomben bzw. Bleisiegeln und römischen Münzen, wie Aurei, Denaren, Bronzen oder Solidi festgestellt werden. Mitunter stimmten sogar die Legenden auf den Stücken überein. Der interessante Vortrag schloß mit neueren Theorien zur Verwendung von Siegelkapseln, Bleiplomben und Bleisiegeln ab. Dabei kam auch die experimentelle Archäologie zu ihrem Recht.

Am 13.Dezember 2011 referierte Herr Dr. Andreas Pangerl über das Thema „Münzen als Medium kaiserlicher Propaganda – dynastische Politik auf römischen Reichsmünzen“. Der in der Pharmaindustrie tätige Mediziner ist engagierter Sammler und arbeitet und forscht privat über römische Münzstempel und römische Militärdiplome. Im Gegensatz zum heutigen modernen Geld dienten römische Münzen dem Informationstransfer. Vor dem Hintergrund von Fragen, wie der römische Kaiser propagandistisch sein Volk erreichen oder wie er die Loyalität seiner Truppen gewinnen kann, legte die römische Reichsverwaltung außerordentlichen Wert auf die Münzgestaltung. Römische Münzen bildeten daher Siege (oder auch keine), besondere Ereignisse und Portraits ab. Bei den Portraits spielte eine große Rolle, wer und wer nicht abgebildet wurde, welche Titel und Texte die Münze ausgestalteten und wie die Portraits mit Frisuren, Beiwerk und Alterszügen dargestellt wurden. Es wurde nichts dem Zufall überlassen. Dr. Pangerl erläuterte die bewußte Vorgehensweise bei der Gestaltung römischer Münzen anhand dreier beispielhafter Münzserien: 1. Die Frauen der julisch-claudischen Dynastie bis zu Agrippina d. Jüngeren; 2. Die Frauen der Adoptivkaiser und 3. Septimus Severus und seine Söhne. Der Vortrag begeisterte durch das Engagement des Referenten und durch die brillanten Fotos herausragend erhaltener römischer Münzen. Die Veranstaltung endete mit der traditionellen Tombola, deren Preise zumeist von namhaften Vertretern des Münchener Münzhandels gestiftet wurden.

Am 12. November 2011 referierte das Ehrenmitglied der BNG, Herr Prof. Dr. Wolfgang Hahn, Verfasser bekannter Kataloge zur bayerischen Numismatik, über das Thema „Die Münzpolitik des Vatikanstaates unter Pius XI. (1922-1939) und Pius XII. (1939-1958)“. Nach Abschaffung des alten Kirchenstaates durch den Einmarsch italienischer Truppen im Jahre 1870 gährte die „Kirchenfrage“ noch bis zum Abschluß der Lateranverträge im Jahre 1929. Eine Münzkonvention mit Italien folgte erst 1930, die den vatikanischen Münzen nach italienischen Münzfuß eine Umlauffähigkeit garantierte, wobei die Goldmünzen eine Sonderstellung genossen. Die erste Prägung vatikanischer Münzen erfolgte erst im Frühjahr 1931, allerdings mit der Jahreszahl 1929. Nach Darstellung der damaligen Münznominale und der Bedeutung der verwendeten Münzmetalle, ging der Referent auf die Ausgabepolitik ein, die auf Abonnenten, Pilger und Goldanleger abzielte. In den ersten fünf Jahren der Münzkonvention wurden für eine Million Lire Umlaufmünzen geprägt, danach folgte die jährliche Ausprägung von 800.000 Lire. Nach Antritt des Pontifikates durch Pius XII. hatte der Ausbruch des 2. Weltkrieges natürlich Einfluß auf die Münzausgaben. Der Vatikan konnte zwar weitere Münzen prägen, auch Goldemissionen tätigen, jedoch wurden die Silbermünzen durch Papiergeld ersetzt und die Bedeutung von Stahl als Münzmetall gewann zunehmend an Bedeutung. Die deutsche Besetzung Italiens unterbrach die Ausgabe von Umlaufmünzen, es wurden nur Jahrgangssätze in geringer Auflagenhöhe geprägt. Nach der italienischen Münzreform 1946 wurde die Münzkonvention weiterhin jährlich verlängert. Es wurden nun Umlaufmünzen im Wert von 100 Millionen Lire pro Jahr ausgeprägt. Die Ausgabe von Goldmünzen im Nominal von 100 Lire wurde bis 1959 beigebalten. Die Münzpolitik änderte sich unter Pius XII. nicht. Es wurde nicht nur weiterhin mit Sammlern und Anlegern spekuliert, sondern man beabsichtigte auch eine gewisse Präsenz vatikanischer Münzen im römischen Geldumlauf. Auch führte man repräsentative Funktionen aus der Zeit des alten Kirchenstaates fort. Zum Abschluß konnten zwei vatikanischen Jahrgangssätze (1929 und 1950) aus der Sammlung eines anwesenden Sammlers im Original betrachtet werden.